Wir besuchen Herrn Daniel Fürst, Trägerverein Culinarium, Salez
Die Vorbereitung für meine spezielle Reise sind im vollem Gange. Bei meinem Training mit Sky besuche ich Herrn Daniel Fürst vom Trägerverein Culinarium, Salez und künftiger Leiter vom Haus des Weins in Berneck. Während wir auf der Gartenbank vor dem Büro das Gespräch führen geniesst Sky die Zeit im Grünen und führt seine Qualitäten als „Rasenmäher“ vor.
Cornelia: Wie sind Sie zum Thema Wein gekommen?
Daniel Fürst: Aufgewachsen bin ich in Schaffhausen im Blauburgunderland und somit war das Thema Wein schon sehr früh präsent. Dort begegnet einem der Wein natürlich auf Schritt und Tritt mit den sehr weitreichenden Weinflächen.
Näher mit dem Thema Wein bin ich über meine Arbeit beim Culinarium in Kontakt gekommen, wo ich vor 10 Jahren angefangen habe. Sehr schnell habe ich gemerkt, dass ich das Thema Wein vertiefen möchte und habe mich für den Kurs Weinsensorik in Wädenswil entschieden. Dadurch eröffneten sich neue Möglichkeiten, v.a. die Winzer im Kanton St. Gallen zu betreuen. Viele Geschichten, Emotion, Gelegenheiten haben sich so ergeben. Das grosse Interesse für die Geschichte des Weins aber auch an dem Produkt Wein verstärkte sich mehr und mehr und daraus entstand auch das Projekt mit dem Haus des Weins – der Leuchtturm der Region – architektonisch sehr schön. Ein Ort wo wir den Wein der Region ganz speziell glänzen lassen möchten.
Cornelia: Wein ist für mich auch Träger von Emotionen. Haben Sie auch schon festgestellt, dass ein Wein im Urlaub oder in einer bestimmten Gesellschaft anders schmeckt, als Zuhause?
Daniel Fürst: Dazu kann ich nur folgenden Spruch wiedergeben:
„ Es gibt keinen perfekten Wein, aber es gibt den perfekten Moment für den Wein.“
Es ist spannend was sich in unseren Köpfen alles abspielt – beim Thema Wein. Dabei erinnere ich mich an die Blinddegustation während der Ausbildung. Sehr hochpreisige Weine wurden mit „normalen“ Weinen gemischt. Bei der Degustation haben die „normalen“ Weine überraschend gut abgeschnitten.
Beim Blick aufs Etikett wird sehr schnell interpretiert, das Raster im Kopf öffnet sich und man ist überzeugt, der Wein müsse diesen Kriterien entsprechen. Oftmals ist es besser, völlig unbedarft an neue Weine heranzugehen.
Wein benötigt Zeit – auch beim Genuss. Den Wein entfalten lassen, ist wichtig. Ich finde es natürlich auch schön, eine Flasche zu wählen, den Blick auf den Jahrgang und der Gedanke, was habe ich denn damals gemacht, zB 2012, 2015. Es ist ein Prozess bis der Wein in der Flasche ist. Dann kommen auch Überlegungen, was diese Winzer alles durchgemacht haben – die Emotionen beim Zubereiten, die ganzen Unwegsamkeiten der Natur, dem Klima, etc.
Cornelia: Waren Sie selbst auch einmal im Weinbau tätig, oder bei der Weinlese dabei?
Daniel Fürst: Nein leider noch nicht. Meine Hilfe habe ich öfters angeboten aber es gab leider noch keine Möglichkeit … aber dieses Jahr ganz bestimmt.
Cornelia: Was für Werte möchte das Haus des Weins vermitteln?
Daniel Fürst: Es geht grundsätzlich um Heimat, die Arbeit der Weinbauern aufzuzeigen – ihr Handwerk.
Wir möchten die Prozesse veranschaulichen, was es alles braucht, bis der Wein in der Flasche ist. Das Verständnis für den Preis ist dann leichter. Vielfach ist den Menschen nicht ganz klar, wie viel Arbeit und Zeit dahinter steckt – hinter diesem Handwerk.
Nicht überall ist maschinelle Unterstützung möglich, v.a. in den Steillagen. Es sind sehr viele Stunden und dies hat letztlich auch seinen Preis. Die Wertikgeit der Produkte zu verdeutlichen, ist ein Anliegen von mir.
Das Haus des Weins wird nicht nur dem Wein eine Heimat geben sondern auch anderen regionalen Produkten, welche mit derselben Leidenschaft und Schaffenskraft hergestellt werden. Produkte mit guter Lagerfähigkeit, zB Ribelmais. Trockenfleisch, Edelbrände, etc sodass sich die Menschen ein Bild machen können, von den Produkten, die man in dieser Region antrifft.
Cornelia: Was möchten Sie den Gästen mitgeben?
Daniel Fürst: Wichtig ist mir immer, dass ich den Gästen, die Leidenschaft die ich für diese Menschen hier habe, ihre Geschichten und diese Region, weitervermitteln kann und wenn Sie zum Beispiel, Frau Heinzle, auf Ihre Reise gehen und dasselbe vermitteln als Botschafterin, dann habe ich den Job erfüllt.
Cornelia: Was bedeutet Glück für Sie?
Daniel Fürst: Das hängt davon ab wie man Glück definiert. Glück ist eine schöne Sache, wenn man ´s hat. Ich erlebe viele Momente, in denen ich das Gefühl habe, es stimmt vieles. Dies ist gleichzusetzen mit Glück. Man ist in einer Balance, einem Flow. Das Glück liegt manchmal in einem kleinen Moment. Ein gutes Glas Wein, im richtigen Moment mit den richtigen Menschen das ist für mich auch Glück. Einen schönen Tag geniessen – oftmals sind wir gehetzt und merken erst später, das waren Glücksmomente. Wichtig ist daher, immer wieder innezuhalten und zu spüren – sich den Moment des Glücks nehmen.
Lieber einmal weniger machen, einmal Nein sagen und das was man macht, bewusster ausführen, zielgerichteter.
Die Winzer bestätigen mir immer wieder, wie wichtig Zeit nehmen ist, die Herausforderung ist gross, denn nur aus einem wirklich guten Traubengut entsteht ein schöner Wein. Wenn die Arbeit im Rebberg nicht gut läuft, kann der Kellermeister anschliessend nicht „zaubern“. Ein gutes Aussgangsprodukt ist notwendig, sodass man im Weinkeller die richtigen Entscheidungen treffen kann und ein gutes Produkt entsteht. Dies alles benötigt nun einmal Zeit. Wichtig ist, sich die Zeit nehmen, die das Produkt braucht ohne Kürzung durch chemische Vorgänge.
Oftmals kommt die Ungeduld, zB bei Regentagen. Dann ist es so umso wichtiger im Vertrauen zu bleiben: Wie auch immer die Natur sich zeigt – es kommt gut, so wie es ist.
Cornelia: Nehmen was ist und vertrauen, es kommt gut. Das nehme ich auch mit auf meine Reise. Ein Dankeschön an Herrn Fürst für das spontane Gespräch so kurz vor den Ferien.
Ich freue mich bereits auf die Eröffnung vom Haus des Weins im Oktober. Weitere Infos folgen wenn ich in Berneck bin.